eine geschichte des Widerstands

Die Sympathie und Aufnahmebereitschaft für die Lehre Martin Luthers entwickelten sich schon zur Zeit der Reformation.

In der Chronik der Katholischen Pfarrgemeinde wird berichtet, dass protestantische Soldaten die neue Lehre 1525 im Gosautal verbreitet haben.

Weitere Geschichtsforschungen haben gezeigt, dass die Lehre Luthers wohl tiefe Wurzeln geschlagen hat, denn bis zur 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts

war fast die ganze Bevölkerung evangelisch.

Unter Ferdinand II. (1619-1637) begann die massive Gegenreformation,

als er 1624 ein Generalreformationspatent erließ, wonach alle innerhalb

eines Jahres katholisch werden oder auswandern mussten. Es begann

die Zeit des Geheimprotestantismus in Gosau.

Nun konnten die Evangelischen nur noch geheime Gottesdienste und Andachten halten, meist auf einsamen Almhütten oder in Felshöhlen. Im Winter versammelte man sich in einem entlegenen Bauernhof zu Andacht und Gebet. Von Bayern her, besonders aus Nürnberg, wurden die Gosauer weiterhin mit Bibeln und Gebetsbücher versorgt, die auf schwierigen Umwegen über die Grenze geschmuggelt wurden.

Unter Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) wurden die Rekatholisierungsmaßnahmen noch strenger. Wer öffentlich und hartnäckig am "neuen Glauben" festhielt, wurde nach Ungarn oder Siebenbürgen verschleppt. Hunderte von Evangelischen wurden auf Donauschiffe verladen, ihre Kinder mussten im Land zurückbleiben und

wurden "christ-katholisch" erzogen.

Nach der Unterzeichnung des Toleranzpatentes Kaiser Joseph II. am

13. Oktober 1781 wurde das Schriftstück im darauffolgenden Dezember im Gosautal öffentlich verlesen. Die meisten Gosauer waren zunächst skeptisch und misstrauisch und wagten es nicht, sich für die evangelische Religion nach dem Augsburgischen Bekenntnis eintragen zu lassen. Da trat eine einfache Holzknechtswitwe hervor, Brigitta Wallner, und ließ sich als erste einschreiben. Nun war das Eis gebrochen, und nach ihr ließen sich viele weitere Gosauer in die Erklärung eintragen, insgesamt 1086 Personen. Zunächst gehörte die neu entstandene Pfarrgemeinde zum Pastorat Goisern. Nachdem die Bestimmungen für das evangelische Leben kein Glockengeläut erlaubten, wurde 1784 ein einfaches Bethaus errichtet, ohne Turm oder andere Erkennungsmerkmale einer Kirche.

Später, als das Protestantenpatent vom 8. April 1861 alle Einschränkungen der religiösen Freiheit beseitigt hatte, wurde eine neugothische Kirche als wuchtiger Steinbau errichtet.

Eingeweiht wurde die Kirche am 15. September 1869.